Sonntag, 24. Juni 2007, Charleston
Liebe Lilian, liebe Leonie,
es ist wieder Sonntag und ich bin wieder als erstes in die Kirche gegangen. Warum? Zum einen, weil ich wissen wollte, ob ein Gottesdienst hier unten im Süden anders begangen wird als in Washington (das war – um es gleich vorweg zu nehmen – nicht so doll zu spüren). Der andere Grund war, dass hier in Charleston am vergangenen Montag neun Feuerwehrmänner gestorben sind, als sie versucht haben, vermisste Personen aus einem brennenden Möbelkaufhaus zu retten. Unglücklicherweise waren in dem Lager aber gar keine weiteren Personen mehr, ein Augenzeuge hatte sich einfach geirrt! Als die Feuerwehrmänner dann schon ganz drinnen waren, ist einfach das Dach eingestürzt. Wir sind später an diesem Haus vorbei gefahren und wenn ihr auf das Bild schaut, könnt ihr euch vorstellen, wie schlimm das aussah. Da dieses Unglück die gesamte Stadt sehr beschäftigt hat, sind zwei meiner Reisegefährten und ich zu dem Entschluss gekommen, dass wir also am Sonntag zum Gedenken an diese Feuerwehrmänner mit in die Kirche gehen.
Danach waren wir in Poogan’s Porch frühstücken. Es gibt dort sehr klassisch South Carolina kitchen, d.h. viel Eier, viel Bacon oder Cajun Sausages, Zwiebeln und wir haben sogar frittierten Alligator gegessen. Von denen gibt es nämlich hier in der Region sehr viel (die meisten unfrittiert!), aber leider, leider haben wir nie einen gesehen, obwohl ich echt Ausschau gehalten habe, um einen für euch zu fotografieren. Dafür kann ich euch aber die lustige Geschichte von Poogan’s Porch ( = Poogans Veranda) erzählen. Poogan war ein kleiner Hund, der in der Gegend, in der das Restaurant steht, herum streunerte und um Essen auf den Veranden der umliegenden Häuser bettelte. Als das Restaurant 1976 eröffnet wurde, hat es sich Poogan auf dessen Veranda gemütlich gemacht und jeden Gast mit einem freundlichen Bellen begrüßt. Und so haben die Besitzer das Restaurant Poogan’s Porch genannt. Poogan ist zwar 1979 gestorben, aber sein Name bleibt den Besuchern für immer in Erinnerung. Und auf den Bildern könnt ihr sehen, wie Poogan und das Haus von innen aussehen.
Unsere nächste Station an diesem Tag hieß Drayton Hall. Ein altes, verlassenes aber fantastisches Haus weit draußen vor den Toren von Charleston. Dieses Haus gehörte der Familie von John Drayton, einem Plantagenbesitzer, der es im Jahr 1738 errichten ließ. Damals gab es im Süden der USA viele Plantagen - so etwas wie sehr große Bauerhöfe -, die Reis, Mais oder Baumwolle anpflanzten. Dabei mussten viele schwarze Sklaven den weißen Plantagenbesitzern helfen. Diese Sklaven wurden aus Schiffen in Afrika nach Amerika transportiert und sie gehörten den Besitzern wie euch Cookie und Schneemann. Aber viele ihrer "Besitzer" haben sie nicht so gut behandelt, wie ihr eure Kaninchen! Über all diese Dinge, wie das Haus damals aussah und wie die Menschen dort mit einander gelebt haben, konnte man beim Rundgang viel lernen. Am Ufer des Flusses, der hinter dem Haus fließt, leben viele Alligatoren (ziemlich große Krokodile), doch da plötzlich ein fieses Gewitter heranschlich, blieb keine Zeit, um sich nach ihnen umzusehen! Aber eine unserer anderen Gruppe hat einen gesehen! Aber die größte Plage an diesem Tag waren nicht etwa Sklaventreiber oder Alligatoren, sondern die Hitze und Schwüle von knapp 40 Grad! Oje, egal wie und wo man stand, der Schweiß ist uns einfach nur so den Rücken runter gelaufen! Aber zum Glück ist Amerika nicht nur das Land der unbegrenzten Möglichkeiten, sondern auch der unaufhörlich wummernden Klimaanlagen! Aber dazu später mehr!
Liebe Grüße und Küsse,
P.O.W.
Monday, July 02, 2007
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